Ich gehe jetzt in den Wald

Umarme die Bäume, bade im Moos, Wald-SPA, Wald-Wellness? Bestimmt haben Sie diese „neuen Wörter“ in letzter Zeit öfters gelesen und waren entweder begeistert oder haben sich gefragt, was soll das denn jetzt?...
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Früher war es anders

Nun, ich zähle zu einer Generation, wo es ganz normal war, dass man noch in den Wald gegangen ist, zum Spazieren, zum Erholen oder frische Luft atmen. Oder zum Spielen ins Freie. Wo ein bisschen Dreck keinem geschadet hat und der Schulweg, auch wenn er nur kurz war, länger gedauert hat, weil es so viel zum Entdecken gab.

Ein neuer Trend?

Ich weiß nicht genau, was ich vom neuen Trend halten soll. Einerseits ist es gut, dass die Bevölkerung darauf hingewiesen wird, sich wieder mehr in der Natur zu bewegen. Andererseits bin ich beinahe geschockt, dass dies keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Die Menschen sind schon so handyfixiert oder verbringen viel zu viel ihrer Freizeit mit Facebook, Instagram und Co. Aber wenn dort genügend Werbung für Waldbaden oder hab-die-Bäume-lieb gemacht wird, dann zündet das und bewirkt vielleicht doch, dass sich ein nicht geringer Prozentsatz der Computerinfizierten zurück in die Natur bewegt.

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Ruhe und Ausgleich schaffen

Und das ist gut so, denn wir brauchen frische Luft und einen Ausgleich vom hektischen Alltag. Es ist wirklich schön, wenn man durch den Wald schlendert, vielleicht sogar etwas abseits vom Hauptweg. Wenn man hört, was sich rundherum abspielt, in der vermeintlichen Stille. Auf einmal hört man auf seine Schritte, wenn sie das Laub zum Rascheln bewegen. Eine Vogelstimme erklingt, die man im Straßenlärm nicht mehr wahrnimmt. Ein Schmetterling flattert vorbei, der Duft eines Pilzes dringt in die Nase oder ein scheues Reh huscht vorüber. Eine besonders schöne Blüte erfreut den Betrachter, vielleicht summt sogar eine fleißige Honigbiene im Inneren. Und man beobachtet die unermüdlichen Ameisen, für die es keinen Ruhetag gibt. Und vor allem achtet man richtig durch, spürt die Grüne Lunge.
Also ist es durchaus gut, wenn Werbung für „die neue Art der Freizeitgestaltung“ gemacht wird. Dennoch kann ich es gar nicht glauben, dass dies nicht für alle Menschen in unseren Breitengraden ganz normal ist. 

Kleine Kinder haben Freiheitsdrang 

Beobachtet man kleine Kinder, dann sieht man sofort, dass sie raus wollen, und zwar bei jedem Wetter. Dem Kleinkind ist es egal, ob die Sonne scheint oder sich Regentropfen breit machen. Es gibt keinen größeren Spaß, als in eine Regenpfütze zu springen und vielleicht dabei die Eltern noch nass zu machen. Sie wollen in der Erde wühlen, eine Schlammschlacht machen, Laub aufwirbeln, im Sand spielen, Kastanien und Eicheln sammeln (daraus lustige Tiere basteln, wobei die Unterstützung der Eltern gefragt ist, da es gar nicht einfach ist, in Kastanien Löcher zu bohren), laufen, springen, sich austoben

Keine Berührungsangst

Ein bisschen Dreck schadet nicht! Warum sind die Allergien im Vormarsch? Weil wir unsere Kinder in Watte packen, glauben, sie vor allen Keimen schützen zu müssen. Natürlich müssen wir das, in einem bestimmten Ausmaß. Mit Putzfimmel und übertriebenem Sauberverhalten wird viel mehr Schaden angerichtet, Chemie überall, alles desinfizieren usw. Ganz ehrlich, wir haben in ein Gänseblümchen gebissen (ohne dafür im Feinschmeckerrestaurant extra zu bezahlen für die teure Blütendekoration), einen Löffel Sand-Suppe gegessen, ein Blatt abgeschleckt oder sogar einen Regenwurm gekostet (Insekten sollen bekanntlich bald unsere Speisekarten bevölkern) und keinem hat es geschadet. Und es bestätigt sich nach wie vor, dass Kinder vom Land gesünder sind als Stadt-Kinder, oder weniger zu Allergien neigen. Also, nicht gleich hysterisch werden, wenn der Nachwuchs eine Raupe anschleppt oder sich ein Graspfeiferl bastelt. (Ich meine schon Gras wie Wiese, nicht das andere Gras!)

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Schulweg zu Fuß?

Vielleicht lässt sich der Weg zur Schule zu Fuß bewältigen? Unsere Kinder wollen gar nicht immer bis vor die Tür gebracht werden, schon gar nicht von der Helikopter-Mama bis in die Schulklasse, womöglich auch noch in der 3. Klasse Volksschule. Mama, wie peinlich! Geben wir ihnen doch die Freiheit, die wir selber noch spüren durften. Wir fördern ihre Selbständigkeit, ihr Durchhaltevermögen und ihre Gesundheit.

Unsere Schulwege

Ich wohnte nur wenige Minuten von der Schule entfernt und brauchte für diesen kurzen Schulweg doch eine gewisse Zeit. Denn da musste ich mit Freundinnen quatschen, mit ihnen im Garten noch etwas in der Sandkiste „kochen“ oder aus Gänseblümchen einen Blumenring basteln. Vielleicht war noch eine Runde schaukeln drinnen oder das Austauschen von Servietten oder Abziehbildchen (Stickers), irgendwas ist uns immer eingefallen.
Meinem Mann ist es nicht anders ergangen. Er kam nie pünktlich zum Mittagessen. Die Großbaustelle Altersheim lag dazwischen, wo die Jungs mit ihren Rädern über kleine Hügel düsten, sich die diversen Bagger und Baumaschinen aus der Nähe besahen oder mal kurz im Maisfeld verschwanden, um sich einen passenden Kolben zu suchen. Ein paar Schrammen und Kratzer inklusive, wenn einem der Drahtesel einmal abgeworfen hatte, weil man es ein bisschen übertrieben hat mit dem Downhillfahren oder es einmal eine kleine Keilerei unter echten Männern gegeben hat.

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Raus in die Natur

Daher lautet mein Rat: Lass deinen Kindern wieder mehr Freiheit, die Natur zu entdecken und teile die Freude daran mit ihnen. Dein Kind muss nicht immer mit dem Schulbus/Auto unterwegs sein (natürlich gibt es Ausnahmen oder ist die Strecke wirklich zu lange, aber viele Kinder fahren kurze Strecken, wo der Bus oder das Auto nicht notwendig wären), gehen den Weg mit Ihrem Sohn/Ihrer Tochter ab, weisen Sie auf Gefahren hin oder wähle vielleicht auch einmal eine etwas andere Route, bei der es mehr zu entdecken gibt. Mehrere Studien haben ergeben, dass Kinder, die vor Schulbeginn schon im Freien sind, in der Klasse viel ausgeschlafener und aufnahmefreudiger sind als jene, die bis zur Schule gebracht werden. Die werden dann nämlich erst langsam während des Unterrichtes munter, während die Schulweg-zu Fuß-Kinder schon frische Luft getankt haben und sich auch bereits mit ihren Schulkameraden ausgetauscht haben. 

Vorbildwirkung

Du solltest natürlich ein gutes Vorbild sein und zumindest am Wochenende auch in den Wald/Park/auf die grüne Wiese gehen (vielleicht auch einmal zur Arbeit, wenn möglich?). Genieße die frische Luft, schalte stressigen Alltag ab und Ihr Handy, falls es überhaupt im Rucksack sein muss, auf leise. Spüre die Umgebung und dich selber, nimm die vielen Kleinigkeiten wahr, auf die du sonst nicht achtest und du wirst merken, da kommt ein Gefühl, das man nicht mehr missen möchte. Glück und Zufriedenheit, die Ihre Gesundheit fördern. Ob du nun alleine unterwegs bist oder gemeinsam mit deinen Kindern – auf in den Wald, Wellness, die nichts kostet. Gönn dir diese Auszeiten, dann brauchst du  kein Baumwipfel-Seminar und keinen Wald-Guru, keinen Erlebniscoach und kein Zurück-zur-Natur-Package. Genieße die wunderbare Farbenwelt des Herbstes, wir sehen uns!

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Fazit

Ein Spaziergang im Wald bietet eine wertvolle Möglichkeit, dem hektischen Alltag zu entfliehen und sich körperlich wie geistig zu erholen. Die frische Luft, die Ruhe und die natürliche Umgebung fördern das Wohlbefinden, steigern die Zufriedenheit und unterstützen eine gesunde Balance im Leben.

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